Der Messaufbau für die isometrische Messung wird hier zunächst anhand der Einzelkomponenten beschrieben und am Ende insgesamt dargestellt. Die für die isotone Messung erforderliche Erweiterung der Messanordnung Schrittmotor und Regelung werden im Anschluß behandelt.
Die Stimulationseinheit besteht aus einem Signalgenerator und
einer Konstantstromquelle. Mit dem Signalgenerator können
Rechtecksignale in der Länge von
ms bis
mit
einer Amplitude von
bis
erzeugt werden.
Die dafür erforderliche Spannung am Ausgang der
Konstantstromquelle kann
aber nicht überschreiten.
Weiter ist es möglich die Polarität des Ausgangssignals zu
vertauschen. Dies ist zum Beispiel nötig, um die Ausbildung von
Helmholtz`schen Doppelschichten an den Elektroden (siehe Abschnitt
4.2.2) zu minimieren. Der Ausgang ist erdfrei
ausgeführt, ist also nicht mit Masse verbunden. Die Elektroden der
Organbadanlage werden direkt an diesen Ausgang angeschlossen.
Werden mehrere Bäder gleichzeitig angeschlossen, so werden die
einzelnen Bäder
-- da mit Konstantstrom gereizt wird natürlich in Reihe
geschaltet.
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Im Organbad (Abbildungen 6 und 7) finden die elektrische Stimulation der Probe über Elektroden statt sowie die gleichzeitige Messung des Kontraktionsverhaltens der Probe mittels eines Kraftaufnehmers. Das Organbad hat hierbei die Aufgabe, ein möglichst konstantes, physiologisches Milieu für die Probe zu schaffen.
Das Organbad (Abbildungen 6 und
7) hat ein Volumen von
und ist mit
einer Ringer-Nährlösung gefüllt. Die Nährlösung wird ständig mit
gespült. Eine Rollenpumpe wälzt kontinuierlich die
Nährlösung um. Diese wird durch einen Wärmetauscher konstant auf
Körpertemperatur gehalten wird. Durch kleine
Hähne lässt sich das Organbad in etwa einer Minute leerpumpen und
wieder auffüllen.
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Der Strom aus der Konstantstromquelle wird über Platinelektroden ins Organbad geleitet. Platin wird verwendet, da hierbei nicht wie bei anderen Metallen wie zum Beispiel Kupfer -- toxische Ionen gebildet werden. Nachteilig bei Platin hingegen ist die Bildung von dünnen, isolierenden Schichten an der Metalloberfläche der Elektroden in Form von winzigen Gasbläschen, die wie in Reihe geschaltete Kondensatoren wirken und eine Veränderung der Reizsignalform bewirken (Helmholtz'sche Doppelschicht, siehe Abbildung 8).
Der Strom, der von der Konstantstromquelle durch die Elektroden mit der nötigen Spannung ''hindurchgepresst'' wird, fließt nicht gänzlich durch die Probe. Da die Nährlösung eine gute elektrische Leitfähigkeit besitzt, umfließt der weitaus größere Teil des applizierten Reizstromes die Probe, und nur ein geringer Teil wirkt im gewünschten Sinne auf die Probe. Die Elektroden befinden sich deshalb möglichst dicht an der Probe. Der Gesamtwiderstand des Organbades mit Probe und Elektroden liegt bei wenigen Kiloohm. Die einzelnen Widerstände, aus denen sich der Gesamtwiderstand zusammensetzt, sind in Abbildung 8 skizziert.
Die Gewebeeigenschaften der Probe machen es fast unmöglich, einen
Prüfling bestimmter Form und Größe herauszupräparieren (siehe
Abschnitt 5.2). Normalerweise hat der Prüfling
Quaderform mit den ungefähren Maßen
. Eingehängt wird er an den beiden Haken im
Organbad. Durch eine Mikrometerschraube kann man die Position der
Haken in Längsrichtung verstellen und ihn so beliebig vorspannen.
Es wird ein isometrischer Kraftaufnehmer mit der Bezeichnung HSE
F30 Type 372 verwendet. Das Messprinzip des Kraftaufnehmers beruht
nach Herstellerangaben auf Magnetplatten. Der Aufzeichnungsbereich
des Kraftaufnehmers beträgt
, der isometrische Quotient
IQ ist mit
angegeben, und die Nichtlinearität ist
nach Herstellerangaben
. Der Kraftaufnehmer enthält eine
komplette Messbrücke, die vier Anschlüsse erfordert (siehe
Abbildungen 9). Zwei weitere Anschlüsse dienen
zur Erdung und Abschirmung. Der Anschluss an den Messverstärker
erfolgt über ein 6-poliges Spezialkabel.
Zum Einsatz kommt ein DC-Brückenverstärker mit Differenzeingang (Bezeichnung HSE PlugSys DBA Type 660).
Die Eingangsspannung darf
nicht überschreiten. Die
maximale Verstärkung beträgt 10000. Die Versorgungsspannung der
Messbrücke kann von
bis
eingestellt werden. Die
Stromversorgung der Messbrücke ist kurzschluss-sicher und mit
maximal
begrenzt. Die Ausgangsspannung beträgt
bis
. Der Anschluss an den A/D-Wandler erfolgt über ein
BNC-Kabel.
Der Nullabgleich der Messbrücke vor jeder Messung ist am Verstärker über ein Potentiometer möglich (siehe Abbildung 9).
Für die Messungen hier ist der Verstärker so kalibriert, daß
am Ausgang
Zugkraft am Kraftaufnehmer
entsprechen. Die maximale Kraft am Kraftaufnehmer, die mit dieser
Anlage messbar ist, beträgt somit
. Durch einen Schalter
lässt sich die Empfindlichkeit um den Faktor
erhöhen. Bei der
Kalibrierung des Kraftaufnehmers und des Messverstärkers mit
Eichgewichten war die Nichtlinearität im gesamten Messbereich
kleiner
.
Als A/D-Wandler kommt ein MacLab 4e zur Anwendung. Dieser besitzt
4 Differenzeingänge. Die maximale Eingangsamplitude ist von
bis
einstellbar. Die Auflösung beträgt 11 bit,
wobei zusätzlich noch ein bit für das Vorzeichen zur Verfügung
steht. Die Samplingrate ist von
bis
einstellbar.
Das MacLab ist direkt an einen Macintosh PC angeschlossen, auf dem auch das Programm Chart Version 3.3.5 läuft, mit dem die Daten gesampelt und die Einstellungen am A/D-Wandler vorgenommen werden. Die Software bietet auch die Möglichkeit die Daten einzusehen und auszudrucken.
Der schematische Messaufbau ist in Abbildung 10
wiedergegeben. Da der A/D-Wandler nur Spannungen digitalisiert,
wird eine stromproportionale Spannung an einem Messwiderstand
(hier meist
) gemessen. So können Eingangssignal und
Ausgangssignal zeitsynchron aufgezeichnet werden. Manchmal wurden
bis zu drei Bäder in Reihe betrieben.
Um isotone Messungen an der Organbadanlage durchführen zu können, wurde im Rahmen dieser Arbeit eine Schrittmotoreinheit entworfen und eingesetzt.
Da die Muskelkraft bei der isotonen Messung konstant gehalten und die Muskelkontraktion gemessen werden, wird die Muskellänge durch einen Schrittmotor nachgeregelt, der über einen Zahnriemen die hierfür vorgesehene Mikrometerschraube betätigt (siehe Abbildung 11).
Als Istwert dient der Schrittmotor-Regelung die Ausgangsspannung
des Messverstärkers vom Kraftaufnehmer. Dieser wird parallel zum
Eingang des A/D-Wandlers geschaltet (siehe Abbildung
12). Der Sollwert ist über ein Drehpotentiometer von
bis
Volt einstellbar. Dabei entsprechen
oder
, je nach eingestelltem Messbereich am
Verstärker. Die Regelung wird dann aktiv, wenn der Istwert den
Sollwert um eine einstellbare Differenz über- oder unterschreitet.
Dieser Wert kann nicht beliebig klein gewählt werden, da sonst die
Längenänderung des Muskels durch einen Schritt des Motors eine
größere Kraftänderung hervorruft, als von der Regelung
toleriert wird. Diese überkompensation würde dann zu einer
unerwünschten Schwingung der Regelung führen. Werte um
haben sich gut bewährt.
Die Ansteuerung des Schrittmotors erfolgt über Steuerimpulse. Pro
Impuls dreht der Motor um eine zwanzigstel Umdrehung. Die maximale
Impulsfrequenz beträgt etwa
. Der Drehsinn des Motors
ist einstellbar und hängt davon ab, ob der Sollwert vom Istwert
unter- oder überschritten wird.
Die Drehung des Motors wird über ein Getriebe auf einen
Zahnriemen, der mit der Mikrometerschraube verbunden ist, und auf
ein Drehpotentiometer als Positionsgeber übertragen. Die
übersetzung des Getriebes inklusive Zahnriemen beträgt
,
d.h., der Motor muß sich vier mal drehen, um eine Drehung der
Mikrometerschraube hervorzurufen. Eine Drehung der
Mikrometerschraube entspricht
und wird in 80 Motorschritte geteilt.
Gleiches gilt für ein 10-Gang-Potentiometer, das als Positionsgeber verwendet wird. Dieses liefert eine widerstandsproportionale Spannung, die wie der Messverstärker des Kraftaufnehmers an den A/D-Wandler angeschlossen wird. über die Skala an der Mikrometerschraube kann diese Spannung geeicht werden. Die über den A/D-Wandler aufgezeichneten Spannungen lassen sich so in Längen des Muskels umrechnen.
Maximal erreicht die Steuerung eine Geschwindigkeit von
. Die Auflösung beträgt
.
Der Messaufbau der isotonen Messung gleicht dem der isometrischen Messung es werden nur zusätzlich die Steuerung angeschlossen und der Motor mit Zahnriemenantrieb am Organbad installiert (siehe Abbildung 12). Leider kann so nur ein Bad betrieben werden. Der A/D-Wandler zeichnet dabei das elektrische Reizsignal, zur Kontrolle die gemessene Kraft und die Spannung vom Positionsgeber auf.
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